Dienstag, 01.11.2022
Halifax, Nova Scotia/Kanada
Liegezeit: 12:00 - 17:00 Uhr
Wetter: bewölkt, regnerisch und bis zu 13°C
Über Nacht hat sich das Wetter deutlich verschlechtert. Passend zum Monatswechsel haben wir nun den „goldenen Oktober“ hinter uns gelassen und sind im „trüben November“ angekommen. Ein bewölkter und regnerischer Tag ist für heute vorhergesagt.
Nach dem Frühstück hält Lektorin Ursula Blanchebarbe um 10:00 Uhr in der HAMBURG-Lounge einen weiteren interessanten Vortrag, der den Titel „Der Atlantik in der Kunstgeschichte“ trägt.
Pünktlich um 12:00 Uhr machen wir an der Pier von Halifax fest. Seit dem gestrigen Auslaufen aus Sydney haben wir 252 Seemeilen bzw. 467 Kilometer zurückgelegt. Wir haben nun den letzten Hafen dieser Reise auf dem amerikanischen Kontinent erreicht. Halifax ist die Hauptstadt der Provinz Nova Scotia und hat ungefähr 430.000 Einwohner.
PLANTOURS Kreuzfahrten bietet heute Nachmittag folgende Halbtagsausflüge an:
Für uns wird der Nachmittag ganz im Zeichen der legendären RMS TITANIC der damaligen White Star Line, aus der die heutige Reederei Cunard hervorging, stehen. Wir begleiten den Halbtagsausflug „Halifax Stadtrundfahrt“. Vor dem Hafengebäude wartet ein alter englischer Doppeldeckerbus auf die Ausflugsteilnehmer. Der erste Stopp erfolgt an den Public Gardens, der grünen Lunge der Stadt. Es handelt sich um einen typisch viktorianischen Garten mit Teichen, üppiger Vegetation, Statuen und einem hübschen Musikpavillon.
Anschließend fahren wir hinauf zum Citadel Hill mit seiner in der Hügelkuppe eingebetteten Zitadelle. Hier wird ein kurzer Fotostopp eingelegt. Aus zeitlichen Gründen findet keine Innenbesichtigung statt.
Eigentlich hätte man von hier oben einen schönen Panoramablick auf die Stadt und den Hafen. Doch heute spielt das Wetter leider nicht mit. Einzig der am 20.10.1803 in Betrieb genommene Uhrturm von Halifax, die Old Town Clock, ist gut erkennbar. Prinz Edward Augustus, Duke of Kent and Strathearn, hatte seinerzeit die Idee und wollte mit der großen und gut sichtbaren Uhr die Unpünktlichkeit der Soldaten eindämmen.
Während der Weiterfahrt erhalten die Gäste ausführliche Erklärungen zu den beiden wohl schlimmsten und wichtigsten Ereignissen in der Geschichte von Halifax. Zunächst erläutert der lokale Reiseleiter detailliert die große Explosion vom 06.12.1917. An jenem Tag kollidierte der in den Hafen einlaufende französische Munitionsfrachter MONT BLANC mit dem aus dem Hafen auslaufenden norwegischen Versorgungsschiff IMO. Durch die Kollision geriet die MONT BLANC in Brand, die geladene Munition entzündete sich und es erfolgte die bis heute zweitgrößte von Menschenhand verursachte nichtnukleare Explosion. 1.946 Menschen wurden in der Stadt durch die enorme Druckwelle und deren Auswirkungen getötet. Etwa 7.000 weitere Menschen erlitten teils schwere Verletzungen. Gebäude stürzten ein, Bäume wurden entwurzelt und sogar Eisenbahnschienen wurden aus ihrem Gleisbett gerissen und verzogen sich. Etwa 25.000 Einwohner von Halifax wurden obdachlos.
Das andere große Ereignis erfolgte bereits einige Jahre zuvor in der Nacht vom 14.04. auf den 15.04.1912, die Kollision der legendären RMS TITANIC mit einem Eisberg und der daraus resultierende Untergang des Schiffes. Die Katastrophe ereignete sich gut 1.100km östlich von Halifax. Halifax war weder Ziel- noch Starthafen der Reise und es gab mit St. Johns in Neufundland durchaus auch einen näher an der Unglücksstelle gelegenen Hafen. Halifax lag jedoch im Gegensatz zu St. Johns nicht auf einer Insel, sondern auf dem amerikanischen Festland und hatte eine deutlich bessere Infrastruktur. Zudem verfügte Halifax über eine exzellente Schienenanbindung. Und so entschied sich die White Star Line die Rettungs- und Bergungsaktivitäten über den Hafen von Halifax zu organisieren. Zunächst ging man davon aus, dass alle Passagiere und Besatzungsmitglieder der vermeintlich unsinkbaren TITANIC überlebt hätten und deshalb nach Halifax geholt werden sollten, um sie von hier per Zug auf dem amerikanischen Kontinent weiter zu verteilen. Leider war dies ein Trugschluss. Insgesamt wurden 150 Tote auf drei Friedhöfe der Stadt beerdigt.
Wir fahren nun zum Fairview Cemetery. Hier sind 121 der insgesamt 1.500 Opfer des Unterganges beerdigt. Die Grabstelle sieht aus der Luft betrachtet wie der spitzzulaufende Bug eines Schiffes aus. Alle Grabsteine tragen im unteren Bereich eine Nummer. Hierbei handelt es sich um die jeweilige Nummerierung entsprechend der damals fortlaufend geführten Liste der Todesopfer.
Die Ausflugsteilnehmer erhalten vom lokalen Reiseführer sehr detaillierte Informationen zu den Gräbern und den darin bestatteten Personen und deren Geschichten. Und so stellt er unter anderem auch richtig, dass das Grab mit der Nummer 227 und dem Namen J. Dawson nicht das Grab von Jack Dawson, der durch den Schauspieler Leonardo di Caprio 1997 in dem Film TITANIC verkörperten fiktiven Hauptfigur ist, sondern es sich stattdessen um das Grab von Joseph Dawson, einem Besatzungsmitglied der TITANIC, handelt.
Nach einem ausgiebigen Besuch mit vielen Erläuterungen geht die Fahrt nun zurück in die Innenstadt von Halifax und zur dortigen Waterfront. Hier steht nun der Besuch des Maritime Museum of the Atlantic an. Das Museum beschäftigt sich mit der maritimen Geschichte der Provinz Nova Scotia und hat darüber hinaus zwei Sonderausstellungen, eine zum Thema „Explosion vom 06.12.1917“ und eine weitere zum Thema „RMS TITANIC und White Star Line“. In letzterer sind zahlreiche geborgene Originalgegenstände der TITANIC ausgestellt.
Mit vielen tiefgehenden, emotionalen Eindrücken endet dieser Ausflug für die Gäste wieder am Hafen. Bereits um 16:30 Uhr heißt es „Alle Mann an Bord“. MS HAMBURG macht sich bereit für die Atlantiküberquerung Richtung Europa. Zahlreiche Besatzungsmitglieder stehen mit Luftballons in den Farben von PLANTOURS Kreuzfahrten an der Pier Spalier und heißen die zurückkehrenden Gäste überschwänglich herzlich willkommen. Conférencier, Gitarrist und Sänger Thomas Rothfuß spielt mit einigen Mitgliedern der Bordband Ocean´s 4 passend dazu stimmungsvolle, rhythmische Musik.
Die gute Stimmung überträgt sich trotz Nieselregens anschließend auf das Pooldeck, wo um 17:00 Uhr passend zum Auslaufen die „Sail-Away-Party“ stattfindet. MS HAMBURG verabschiedet sich nun von dem nordamerikanischen Kontinent und nimmt Kurs auf Europa. Viereinhalb Seetage und fünf Nächte bzw. ca. 1.600 Seemeilen oder grob 3.000 Kilometer stehen uns nun bevor.
Vor dem Abendessen laden Chris & Verena Christian alias Duo Brillante um 18:30 Uhr mit Panflöten- und Trompetenklängen zum Aperitif in die Weinstube ein.
© Ligabue / PLANTOURS Kreuzfahrten, Bremen
Tatar vom gebeizten Lachs
Klare Ochsenschwanzsuppe
Um 21:15 Uhr präsentiert der französische Ausnahme-Gitarrist und Sänger
Pierre Gerber seine Show „Mit der Gitarre um die Welt – Eine Reise von Argentinien über Kuba, Brasilien, Nordamerika nach Frankreich. Länder, in denen die Gitarre Ausdruck für Emotion bedeutet!“.
Zum Ausklang des heutigen Abends werden zwischen 22:30 und 23:15 Uhr schließlich noch in allen Bars Fleisch-Kroketten als Late-Night-Snack gereicht.
Dieser Reisebericht wird aufgrund der nun bevorstehenden Seetage erst mit der Ankunft auf den Azoren am Sonntag, den 06.11.2022 fortgesetzt. Die kommenden Tage werden ganz im Zeichen des Hurrikans Martin stehen. Dieser bildete sich am heutigen Tag als Tropischer Sturm nordöstlich der Bermudas. Er wird in den kommenden Tagen voraussichtlich quer über den Nordatlantik in Richtung Irland ziehen und bereits am morgigen Tag die Stärke eines Hurrikans erreichen. Die Zugbahn wird dabei den Kurs der MS HAMBURG auf ihren Weg Richtung Azoren queren. Aufgrund dessen ist in den nächsten Tagen mit starkem Seegang und Wellen bis zu knapp 6 Meter Höhe zu rechnen.
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