MS BREMEN

derzeit SEAVENTURE, ex FRONTIER SPIRIT / IMO 8907424


Historie auf dem deutschsprachigen Markt:

Jahr Name Veranstalter bzw. Reederei
1993 - 2020 BREMEN Hapag-Lloyd Kreuzfahrten / Hapag-Lloyd Cruises, Hamburg
2021 SEAVENTURE VIVA Cruises, Düssldorf
2022 -2024 SEAVENTURE Iceland ProCruises, Hamburg / Rapperswil-Jona (Schweiz)


Status: derzeit als SEAVENTURE auf dem nicht-deutschsprachigen Markt aktiv


BREMEN (Sisimiut, 17.08.2010)

Historie

 

Gegen Ende der 1980er Jahre gründete der auf Expeditionsreisen spezialisierte US-amerikanische Veranstalter Salen Lindblad Cruising zusammen mit den drei größten japanischen Unternehmen (der Reederei Nippon Yusen Kaisha Line/NYK, dem Konzern Mitsubishi Corporation und dem Konzern Mitsubishi Heavy Industries) und zweier europäischer Reedereien (der britischen Caledonian Steamship und der deutschen Hapag Lloyd) ein gemeinsames Joint Venture namens Frontier Cruises. Die Farben und Schriften des neuen Firmenlogos ähnelten dabei denen von Salen Lindblad

 

Bei der Werft Mitsubishi Heavy Industries im japanischen Kobe bestellte man einen Schiffsneubau für komfortable Expeditions-Kreuzfahrten. Dieser sollte FRONTIER SPIRIT heißen. Es handelte sich um eines der ersten Expeditionsschiffe, das speziell für touristische Kreuzfahrten mit Expeditionscharakter neu konzipiert wurden. Bis dato standen für Expeditionsreisen nur weniger komfortable Eisbrecher oder umgebaute Alttonnage zur Verfügung.

 

Die Kiellegung des Neubaus erfolgte am 26.01.1990 mit der Baunummer 1182. Der Stapellauf fand bereits am 17.06.1990 statt. Schließlich wurde das Schiff am 29.10.1990 offiziell übernommen. Die FRONTIER SPIRIT fuhr mit Heimathafen Nassau unter der Flagge der Bahamas. Die offizielle Jungfernfahrt begann am 07.11.1990 auf der mikronesischen Pazifikinsel Guam, die zum Territorium der Vereinigten Staaten gehörte. Zunächst waren Reisen im pazifischen Raum zwischen Asien, Amerika, der Arktis und der Antarktis geplant. Doch der Start stand unter keinen guten Vorzeichen. Bereits am 27.11.1990 wurde das Schiff vor dem Hafen von Lautoka auf der Insel Viti Levu (die Hauptinsel der Fiji Inseln) während eines Unwetters durch einen Zyklon auf ein vorgelagertes Riff gedrückt. Dabei wurde der Rumpf im Heckbereich unterhalb der Wasserlinie stark beschädigt. Aufgrund dessen wurde im Dezember 1990 ein mehrwöchiger Werftaufenthalt im australischen Sydney notwendig. Im Januar 1991 waren die Arbeiten abgeschlossen und die FRONTIER SPIRIT begann ab Australien ihre erste Antarktis-Expedition.

 

Im Jahr 1992 wurde im Rahmen einer Restrukturierung innerhalb des Joint Ventures der Veranstalter Seaquest Cruises gegründet und die FRONTIER SPIRIT wechselte von Frontier Cruises zu dem neuen Veranstalter. Hintergrund war, dass man nun eine stärkere Abgrenzung der einzelnen Produkte wollte. Während Salen Lindblad Cruising im wenig komfortablen extremen Expeditionsbereich operierte, sollte Seaquest Cruises im komfortablen Expeditions-Kreuzfahrtsegment Kunden akquirieren.

 

Dieses Vorhaben endete jedoch schon am 01.09.1993 in Singapur. Seaquest Cruises zog sich aus dem Kreuzfahrtgeschäft zurück.

 

Die an dem Joint Venture beteiligte Hapag Lloyd Kreuzfahrten aus Hamburg hatte inzwischen Interesse an dem Schiff bekundet. Denn im März 1993 startete in Hamburg der neue lokale Mitbewerber Hanseatic Tours mit seiner HANSEATIC (IMO 9000168, Baujahr 1991) Kreuzfahrten im Expeditions-Segment. Und so wurde die FRONTIER SPIRIT schließlich im Oktober und November 1993 bei der Rendsburger Nobiskrug Werft für den zukünftigen Einsatz bei Hapag Lloyd vorbereitet.

 

Am 14.10.1993 erfolgte der Eignerwechsel des Schiffes. Neuer Eigner war nun die JG Maritime mit Sitz in Nassau auf den Bahamas. Hapag Lloyd Kreuzfahrten hatte das Schiff zunächst für die Jahre 1993 bis 1996 gechartert. Am 20.11.1993 wurde die FRONTIER SPIRIT offiziell in BREMEN umbenannt. Die Taufpatin war Frau Ute Wedemeier, die Frau des damaligen Präsidenten des Bremer Senats und des Bundesrates. Noch am selben Tag begann die erste Antarktis-Reise der BREMEN.

 

Im April 1996 -der dreijährige Chartervertrag endete- übernahm Hapag Lloyd Kreuzfahrten das Schiff und betrieb es fortan in Eigenregie.

 

Am 22.02.2001, die BREMEN befand sich gerade auf der Fahrt vom argentinischen Buenos Aires ins brasilianische Rio de Janeiro, wurde das Schiff von einer etwa 30 Meter hohen Monster-Welle getroffen und dabei schwer beschädigt. So wurden u.a. die Fensterscheiben der Brücke eingedrückt und Wasser drang in das Innere. Infolgedessen fielen die Elektronik und Hauptmaschinen vorübergehend aus. Der Besatzung gelang es aber das Schiff wieder manövrierfähig zu machen und die BREMEN zurück nach Buenos Aires zu navigieren.

 

Zum Ende der 2010er Jahre sah Hapag Lloyd Kreuzfahrten (zwischenzeitlich als Hapag Lloyd Cruises firmierend) den Zeitpunkt gekommen, um die Expeditionsflotte zu modernisieren und gleichzeitig zu expandieren. Man bestellte drei neue Expeditions-Schiffe namens HANSEATIC nature, HANSEATIC inspiration und HANSEATIC spirit. Mit der Auslieferung des dritten Schiffes sollte die BREMEN ausgeflottet werden. Aufgrund der SARS-COV-2-Pandemie endete die letzte Reise der BREMEN jedoch vorzeitig im Jahr 2020 und das Schiff wurde schließlich vorübergehend in Warnemünde aufgelegt. Und so endete in diesem Jahr -nach nunmehr 27 äußerst erfolgreichen Jahren- der Einsatz der BREMEN bei Hapag Lloyd Cruises.

 

Im Herbst 2020 übernahmen die renommierte Schweizer Reederei Scylla (Basel) und der zu ihr gehörende Veranstalter VIVA Cruises (Düsseldorf) das Schiff und benannten es in SEAVENTURE um. Die offizielle Übergabe erfolgte am 26.10.2020.

 

Scylla war bis dato äußerst erfolgreich im Flussreise-Segment tätig. Mit der neuen SEAVENTURE wollte man nun umsichtig in das Hochsee-Segment einsteigen. Das Schiff bot dabei u.a. den Vorteil, dass es von seinen Abmessungen und der Passagierkapazität ungefähr der Größe der bislang eingesetzten Flussschiffe entsprach.

 

Während mehrerer Werftzeiten erhielt das Schiff die blau-weiße VIVA Cruises Lackierung. Außerdem wurden in den Innenbereichen einige Modernisierungsarbeiten durchgeführt. Im August 2021 begann schließlich die erste kommerzielle Reise des Schiffes für die neuen Betreiber ab Bremerhaven. Die Reise führte einmal Rund um Island.


In der Sommersaison 2022, 2023 und 2024 wurde die SEAVENTURE von der Reederei Scylla jeweils für den Veranstalter Iceland ProCruises aus Hamburg bzw. Rapperswil-Jona (Schweiz) betrieben.


Seit der Wintersaison 2024/2025 ist die SEAVENTURE nicht mehr auf dem deutschsprachigen Markt aktiv.



Technische Daten

 

Das Schiff ist 111,51 Meter lang, 17,0 Meter breit, hat einen Tiefgang von etwa 4,80 Meter und dabei eine Vermessung von 6.752 BRZ. Die maximal 155 Passagiere werden von etwa 100 Besatzungsmitgliedern umsorgt. Das Schiff verfügt über die Eisklasse E4 (nach deutscher Klassifizierung) bzw. PC6 (nach internationaler Klassifizierung). Die internationale Registrierungsnummer lautet IMO 8907424. Für Exkursionen und Anlandungen in unerschlossenen Regionen stehen 12 bordeigene Zodiacs zur Verfügung.

BREMEN (Sisimiut, 17.08.2010)

BREMEN (Sisimiut, 17.08.2010)


BREMEN noch mit der blauen Rumpf-Lackierung aus FRONTIER-SPIRIT-Zeiten (Funchal, 26.05.2000)

BREMEN noch mit der blauen Rumpf-Lackierung aus FRONTIER-SPIRIT-Zeiten (Funchal, 26.05.2000)


Trivia

 

Bei der hier beschriebenen BREMEN handelte es sich bereits um das sechste deutsche Passagierschiff, das diesen traditionsreichen Namen über die Weltmeere trug. Die vorherigen Schiffe namens BREMEN waren allesamt für den damaligen Norddeutschen Lloyd aus der Hansestadt Bremen, der später mit der damaligen HAPAG aus der Hansestadt Hamburg zur heutigen Hapag Lloyd fusionierte, im Einsatz.



Übersicht der vorherigen Hochsee-Passagierschiffe namens BREMEN

Nr. Reederei Einsatzjahre Baujahr Länge Breite Vermessung andere Namen
1 Norddeutscher Lloyd 1858 - 1882 1858 101,46 m 11,89 m 2674 BRT
2 Norddeutscher Lloyd 1897 - 1921 1897 160,06 / 173,82 18,35 m 10.522 / 11.540
3 Norddeutscher Lloyd 1923 - 1928 1900 166,10 m 18,34 m 10.881 BRT ex PRINCESS IRENE, ex POCAHONTAS
4 Norddeutscher Lloyd 1929 - 1940 1929 286,10 m 31,10 m 51.656 BRT
5 Norddeutscher Lloyd 1957 - 1971 1939 212,60 m 27,52 m 29.253 BRT ex PASTEUR; später REGINA MAGNA



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