Die Delphin-Gruppe
(leider nicht mehr existent)

Hansa Kreuzfahrten GmbH, Bremen
Delphin Seereisen GmbH, Offenbach
Delphin Kreuzfahrten GmbH, Offenbach
u.v.m.


Die Geschichte der Delphin-Gruppe
 
Der Hamburger Reeder und Visionär Heinz-Herbert Hey, gelernter Kaufmann und Schiffbauingenieur, baute Mitte/Ende der 90er Jahre die Delphin-Gruppe auf, ein auf die deutschsprachige Seetouristik ausgerichtetes Firmenkonstrukt.

Sein Credo war, so unabhängig wie eben möglich von fremden Dienstleistern zu sein. Er wollte in der damaligen deutschsprachigen Seetouristik ein in sich stimmiges Gesamtpaket mit Leistungen aus einer Hand ohne jegliche Abhängigkeiten und Interessenkonflikte anbieten. Aus kaufmännischer Sicht konnten somit auch wirtschaftliche Synergien geschaffen und genutzt werden. Die in schlechteren Zeiten eventuell entstehenden Verluste eines Bereiches konnten somit ggf. durch die Gewinne eines anderen Bereiches wieder kompensiert werden.

Zur Delphin-Gruppe gehörten so im Laufe der Jahre u.a. die Veranstaltermarken Delphin Seereisen GmbH bzw. Delphin Kreuzfahrten GmbH (Premium-Segment) und Hansa Kreuzfahrten GmbH bzw. Delphin Cruises GmbH (mittleres Preissegment) sowie die MTC-Marine Trade Consulting GmbH für das nautisch-technische Schiffsmanagement, der Caterer Conpart Hotelmanagement & Catering-Service GmbH für den gesamten Hotellerie-Bereich und nicht zuletzt auch Reedereien, wie z.B.. die Delphin Shipping Ltd. (Nassau, Bahamas) und Dolphin Maritime Ltd. (Valetta, Malta).

Im Jahr 2010 mussten diverse Unternehmen der Delphin-Gruppe letztendlich aus wirtschaftlichen Gründen Insolvenz anmelden und ein großes Kapitel deutscher Kreuzfahrtgeschichte war beendet.

Dem Kunden bzw. Reisegast waren aus dieser Unternehmensgruppe hauptsächlich die beiden Veranstaltermarken Delphin Seereisen bzw. Delphin Kreuzfahrten, Offenbach und Hansa Kreuzfahrten, Bremen bekannt.


Delphin Seereisen GmbH, Offenbach

1981 gründeten Rüdiger Steinbacher, Jörn Insel und Angelo Vincenzo die Delphin Seereisen GmbH in Offenbach. Alle drei brachten langjährige Erfahrung aus dem Kreuzfahrtengeschäft in die Gesellschaft ein: Diese hatten sie vorher bei Neckermann Reisen gesammelt. Die Delphin Seereisen GmbH hatte zum Ziel, in Deutschland weltweite Kreuzfahrten mit gecharterten Schiffen zu vermarkten. So schloss die Gesellschaft noch im Gründungsjahr einen Zeitcharter für das damalige Kreuzfahrtschiff KAZAKHSTAN (Baujahr 1975/76) ab.

Der Zeitgeist änderte sich, Delphin Seereisen wollte auch weiterhin exklusive Seereisen anbieten. Im Jahr 1993 wurde die KAZAKHSTAN deshalb durch das Schwesterschiff BELORUSSIYA (Baujahr 1974/75) ersetzt. Beide Schiffe gehörten zur selben Schiffsklasse, einer Reihe von fünf Schiffen, der sogenannten BELORUSSIYA-Klasse. Die BELORUSSIYA war als Namensgeberin dieser Klasse zwar das etwas ältere Schiff, allerdings wurde es 1993 vollständig umgebaut und den seinerzeit aktuellsten Standards angepasst. Es wurde bei der Lloyd-Werft in Bremerhaven für 100 Millionen Mark renoviert und noch eleganter ausgestattet. Somit war dieses Schiff letztendlich das dann etwas Modernere. Der Umbau wurde möglich, weil die Delphin Seereisen GmbH das Schiff auf zehn Jahre voll charterte. Aus Marketingründen (um bei den Stammgästen einen Bezug zum vorherigen Schiff herzustellen) wurde die BELORUSSIYA dann auch 1993 in KAZAKHSTAN II umbenannt. Damit knüpfte die Delphin Seereisen GmbH an die Tradition der KAZAKHSTAN an, die von den Stammgästen liebevoll „Kaz“ genannt wurde.

Der Hamburger Unternehmer Heinz-Herbert Hey übernahm im Juli 1995 als Vollmanager die Geschäftsanteile der beiden Gesellschafter Insel und Steinbacher und hielt nun 61 Prozent an der Delphin Seereisen GmbH.

Im Dezember 1996 übernahm Hey schließlich auch die Geschäftsanteile des Gesellschafters Vincenzo. Hey wurde somit alleiniger geschäftsführender Gesellschafter der Delphin Seereisen GmbH und baute die Position des Unternehmens als Anbieter exklusiver Kreuzfahrten im Markt geschickt und erfolgreich aus.

Am 19.05.1996 wurde die KAZAKHSTAN II konsequenterweise in DELPHIN umbenannt. Der neue Name sollte einen größeren Zusammenhang zwischen Charterer und Veranstalter Delphin Seereisen und dem Kreuzfahrtschiff herstellen. Taufpatin war Christiane Hey, die Frau von Heinz-Herbert Hey.

"Delphin" stand fortan für ein einheitliches Konzept aus Produkt und Vermarktung. Die Zufriedenheit der Kunden zeigte sich in der sogenannten Repeater-Quote: fast 70 Prozent der Gäste waren Stammgäste.

Die DELPHIN schied 2003 aus dem Produkt des Veranstalters Delphin Seereisen aus und wurde an das Schwesterunternehmen Hansa Kreuzfahrten übergeben, das sie ab dem Jahr 2004 einsetzte.

Im Jahr 2003 übernahm Delphin Seereisen als Ersatz die mit Baujahr 2000 deutlich modernere DELPHIN RENAISSANCE. Die Taufe fand am 21.07.2003 in Hamburg statt. Taufpatin war die schillernde Fürstin Gloria von Thurn und Taxis. Das Schiff wurde ursprünglich für die amerikanische Renaissance Cruises als R SEVEN gebaut. Dieser Veranstalter musste allerdings im Jahr 2003 Insolvenz anmelden, so dass das moderne Schiff für Delphin Seereisen verfügbar war. Der Trend im Kreuzfahrttourismus ging mittlerweile in Richtung größere und moderne Schiffe, die nun mehr und mehr über Balkonkabinen verfügten. Die DELPHIN RENAISSANCE sollte deshalb innerhalb der Delphin-Gruppe im Premium-Segment der Veranstaltermarke Delphin Seereisen eingesetzt werden, während die DELPHIN konsequenterweise ins mittlere Preissegment zu der Veranstaltermarke Hansa Kreuzfahrten wechselte. Die DELPHIN RENAISSANCE wurde vom damaligen Eigner allerdings bereits im Mai 2006 wieder verkauft und schied somit bei Delphin Seereisen vorzeitig aus.


Delphin Kreuzfahrten GmbH, Offenbach


Als neuerlicher Ersatz sollte im Jahr 2006 die DELPHIN VOYAGER (ex ORIENT VENUS) mit Baujahr 1990 zur Delphin-Flotte stoßen. Mit der Vermarktung dieses Schiffes wurde auch der neue Veranstaltername Delphin Kreuzfahrten eingeführt. Aufgrund von Verzögerungen beim Komplettumbau dieses Schiffes verschob sich die Betriebsaufnahme allerdings auf das Jahr 2007. Aus diesem Grund charterte DELPHIN Kreuzfahrten für die Weltreise im Winterhalbjahr 2006/2007 die ORIENT QUEEN von Louis Cruises. Am 18. Mai 2007 wurde die DELPHIN VOYAGER schließlich von der Taufpatin Katrin Hackmann, der Tochter von Heinz-Herbert Hey, getauft. Für das Jahr 2009 war dann sogar noch ein eigener Schiffsneubau als Ergänzung der DELPHIN VOYAGER geplant.


DELPHIN DYNASTY

Das Schiff sollte auf einer deutschen Werft gebaut werden und hätte etwa um 2009 in See stechen sollen. Geplant war, die Flotte, bestehend aus der älteren DELPHIN VOYAGER, im gehobenen Premium-Segment nach oben hin zu ergänzen. Etwa 850 / 880 Passagiere sollten ausschließlich über Außenkabinen verfügen, von denen etwa 94% mit einem eigenen Balkon ausgestattet worden wären. Die Planungen für dieses Projekt waren so gut wie abgeschlossen. Letztendlich scheiterte es aber anhand einiger ungeklärter Detailfragen bezüglich der Finanzierung des Projektes.

Doch so weit kam es leider nicht mehr. Unterschiedlichsten Quellen ist zu entnehmen, dass es gerüchteweise schon während der Umbauarbeiten der DELPHIN VOYAGER unterschiedliche Vorstellungen des Schiffseigners und Werftbesitzers (zur Restis-Gruppe gehörend) auf der einen sowie der Delphin-Gruppe auf der anderen Seite gegeben haben soll. So soll dann auch die technische Zuverlässigkeit des Schiffes im späteren Betrieb nicht zur vollsten Zufriedenheit der Delphin-Gruppe gewesen sein. Die Gerüchteküche besagt, dass von der Delphin-Gruppe im Gegenzug Zahlungen an die Restis-Gruppe einbehalten wurden.

Daraufhin ließ der Eigner der DELPHIN VOYAGER, die Restis Gruppe, im Jahr 2010 zunächst die DELPHIN an die Kette legen, um offene Forderungen einzutreiben. Nachdem ein Teil davon ausgeglichen wurde konnte sie vorübergehend weiterfahren. Doch dann holte die Restis-Gruppe schließlich die DELPHIN VOYAGER zurück ins heimische Piräus und DELPHIN Kreuzfahrten stand plötzlich ohne Schiff da. Als Konsequenz der wirtschaftlichen Folgen mussten schließlich im Jahr 2010 diverse Firmen der Delphin-Gruppe Insolvenz beantragen und den Betrieb einstellen. Damit ging leider ein sehr interessantes, gut durchdachtes und visionäres Kapitel der deutschen Kreuzfahrtgeschichte unrühmlich zu Ende.


Hansa Kreuzfahrten GmbH, Bremen

Parallel zur Geschichte von Delphin Seereisen bzw. Delphin Kreuzfahrten verlief die Geschichte von Hansa Kreuzfahrten. Die Hansa Kreuzfahrten GmbH wurde bereits in den 1960er Jahren, zunächst unabhängig von der Delphin-Gruppe, in Bremen gegründet.

Hansa Kreuzfahrten charterte Im Jahr 2000 die PALOMA (ex DIMITRIY SHOSTAKOVICH) mit Baujahr 1979. Im Jahr 2001 wurde das Schiff offiziell in PALOMA I umbenannt. Dieses Schiff galt seinerzeit als das preisgünstige „Einsteigerschiff“ auf dem deutschsprachigen Markt, hatte aber gleichwohl auch aufgrund der geringen Größe und Überschaubarkeit sowie des familiären Miteinanders eine große Fangemeinde. Gleichzeitig bot es aber auch noch eine Besonderheit. Da es sich bei diesem Schiff um eine umgebaute Autofähre handelte und ein kleiner Teil des Autodecks nach dem Umbau immer noch vorhanden war, konnte man sein Auto mit auf Kreuzfahrt nehmen statt es am Einschiffungshafen zu parken.

Ab Mai 2004 hatte Hansa Kreuzfahrten, wie bereits weiter oben beschrieben, zusätzlich die DELPHIN von der Dolphin Maritime Ltd./Malta, vertreten durch die Hamburger Management-Gesellschaft MTC Marine Trade Consulting, für fünf Jahre gechartert. Die DELPHIN, die bis zum Juli 2003 bei Delphin Seereisen als Vier-Sterne-Schiff vermarktet wurde, wurde fortan im Drei-Sterne-Plus-Segment geführt. Das Vier-Sterne-Segment wurde bei Delphin Seereisen fortan durch die DELPHIN RENAISSANCE weitergeführt.

Im Jahr 2007 endete dann der Charter der Paloma I. Die Ansprüche an Kreuzfahrtschiffe begannen sich bei den Gästen langsam zu verändern.

Bis 2008 gehörte Hansa Kreuzfahrten je zur Hälfte den beiden geschäftsführenden Gesellschaftern Heinz-Herbert Hey und Horst Kilian. Mit Ende des Wirtschaftsjahres 2008 verkaufte Horst Kilian seine Anteile an Hey und schied aus der Geschäftsführung des Bremer Unternehmens aus. Hey übernahm fortan Kilians Position als alleiniger geschäftsführender Gesellschafter von Hansa Kreuzfahrten.

Mit Beginn der Saison 2009 charterte Hansa Kreuzfahrten zusätzlich zur DELPHIN die PRINCESS DAPHNE (ex OCEAN MONARCH) von Classic International Cruises und hatte somit wieder zwei Schiffe im Portfolio.

Im Jahr 2010 musste Hansa Kreuzfahrten zusammen mit allen anderen Unternehmen der Delphin-Gruppe aus wirtschaftlichen Gründen den Insolvenzantrag stellen. Wie oben beschrieben, gingen dem Streitereien zwischen der griechischen Restis-Gruppe und der Delphin-Gruppe voraus.


Trivia

Horst Kilian, der frühere Mitgesellschafter und -Geschäftsführer von Hansa Kreuzfahrten, gründete 2009 selbst einen neuen Veranstalter namens Hansa Touristik GmbH, der trotz einem ähnlich klingenden Namen aber nie etwas mit der Delphin-Gruppe zu tun gehabt hat. Er vermarktete zunächst vom Jahr 2010 bis zum Jahr 2012 die Schiffe der damaligen portugiesischen Classic International Cruises auf dem deutschsprachigen Markt. So setzte er nach der Insolvenz von Hansa Kreuzfahrten die Reisen mit der PRINCESS DAPHNE im deutschsprachigen Markt fort. Ab dem Jahr 2013 charterte Hansa Touristik dann schließlich die die OCEAN MAJESTY (ein Portrait wird zu gegebener Zeit auf diesen Seiten veröffentlicht).

Die Schiffe der Delphin-Gruppe:
1981 - 1993 KAZAKHSTAN Delphin Seereisen, Offenbach
1993 - 1996 KAZAKHSTAN II (ex BELORUSSIYA) Delphin Seereisen, Offenbach
1996 - 2003 DELPHIN (ex KAZAKHSTAN II) Delphin Seereisen, Offenbach
2000 PALOMA (ex DIMITRIY SHOSTAKOVICH) Hansa Kreuzfahrten, Bremen
2001 - 2007 PALOMA I (ex PALOMA) Hansa Kreuzfahrten, Bremen
2003 - 2006 DELPHIN RENAISSANCE Delphin Seereisen, Offenbach
2004 - 2010 DELPHIN (ex KAZAKHSTAN II) Hansa Kreuzfahrten, Bremen
2006 - 2007 ORIENT QUEEN Delphin Seereisen, Offenbach
2007 - 2010 DELPHIN VOYAGER Delphin Kreuzfahrten, Offenbach
2009 - 2010 PRINCESS DAPHNE Hansa Kreuzfahrten, Bremen
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